Der Liederkranz Waldhausen wurde im Oktober 1872 auf Betreiben des Schulamtsvertreters Schiller mit 18 Mitgliedern gegründet

 

Unter dem Hauptlehrer Fischle erlebte der Verein seine ersten Höhepunkte. Der damalige Chronist und spätere Ehrenvorstand Joh. Christoph Nuding erinnert an den Lehrer als einen sehr religiösen Mann, der oftmals auch die Vertretung des Pfarrers übernahm, da die evangelische Kirchengemeinde Waldhausen damals nur als Filiale vom Lorcher Pfarrer betreut wurde. Der Liederkranz übernahm den Grabgesang bei fast allen Beerdigungen und wirkte bei allen Festen im Gottesdienst mit. Nach Fischles Pensionierung wechselten die Dirigenten in rascher Folge. Plötzliche Todesfälle und Versetzungen der Lehrkräfte – Lehrer waren damals fast immer auch als Chorleiter tätig – brachten den Liederkranz oftmals in große Schwierigkeiten. 1914 wurde in einem großen Fest am 5. Juli die erste Vereinsfahne geweiht, nachdem die vielen jungen Sänger sich für deren Anschaffung eingesetzt hatten. Allerdings mussten die meisten Sänger dann sehr bald anderen Fahnen hinterherlaufen, so dass während der Jahre des ersten Weltkrieges keine Singstunden abgehalten werden konnten.





Die alte Vereinsfahne befindet sich heute im Rathaus Waldhausen und hat dort einen geschützten, ehrenvollen Aufbewahrungsort gefunden. 

Die 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts waren auch für den Liederkranz Waldhausen gekennzeichnet von wirtschaftlichen Schwierigkeiten und einer rückläufigen Mitgliederzahl von 90 auf 60. In gesanglicher Hinsicht waren es jedoch recht erfolgreiche Jahre. Die durchschnittlich 30 Sänger nahmen regelmäßig an Wertungs- und Preissingen teil und erreichten dabei gute Ergebnisse. Im Jahre 1925 übernahm Karl Frey die Vorstandschaft des Vereins und begleitete dieses Amt 25 Jahre lang. Von Schwierigkeiten berichtet die Chronik über das Jahr 1938. Von Seiten der Gemeindeverwaltung und von anderen Vereinen wurde der Liederkranz boykottiert, weil er sich politisch nicht ans Gängelband nehmen lassen wollte. Mit Kriegsbeginn kam das Vereins- und Gesangsleben sehr schnell völlig zum Erliegen. Ein Drittel der aktiven Vereinsmitglieder fiel auf den Schlachtfeldern Europas oder wurde als vermisst gemeldet. Andere kamen erst nach längerer Gefangenschaft wieder in ihren Heimatort zurück.

Mit 12 Sängern fand am 22. Februar 1946 die erste Chorprobe nach dem zweiten Weltkrieg statt, die von Lehrer Andreas Lang geleitet wurde. Andreas Lang stammte aus einer alteingesessenen Waldhäuser und Weitmarser Familie. In einem kleinen Heft beschrieb er sein abwechslungsreiches Leben und das seiner Angehörigen. Dieses Heft ist heute ein kleiner Schatz, der die Erinnerung an die damalige Zeit wachhält.
Nach anstrengenden Jahren des Wiederaufbaues übernahm der junge Musiklehrer Bruno May aus Lorch 1948 die Dirigentschaft. Er konnte bei steigender Sängerzahl den Chor auf ein hohes musikalisches Niveau bringen. Chormeister Bruno May behielt dieses Amt bis 1985 und dirigierte ab 1956 neben dem Männerchor auch den neu gegründeten gemischten Chor.
Im Januar 1950 wurde Albert Hildenbrand das Amt des 1. Vorstandes übertragen. Er behielt die Vereinsleitung bis 1968 für 18 Jahre inne. Albert Hildenbrandt hat sich vor allem durch seinen nimmermüden Einsatz für den Verein und durch sein Bemühen um ein harmonisches Verhältnis innerhalb des Vereins und mit den anderen Ortsvereinen verdient gemacht. Als er 1994 starb, wurde er unter großer Anteilnahme der Vereinsmitglieder zu Grabe getragen.

Die Festtage vom 21. – 23. Juni 1952 dienten dazu, das versäumte 75-jährige Jubiläum nach zu feiern. Mit Festbankett, Kinderfest und einem Sonntag mit über 2000 Festgästen, davon 20 auswärtigen Gesangvereinen, gelang es, das Jubiläum in würdigem Rahmen zu begehen. Im Festzug marschierte der baden-württembergische Ministerpräsident Dr. Reinhold Maier mit. Wie nicht selten nach einem solchen Höhepunkt, musste der Liederkranz anschließend ein starkes Absinken der Sängerzahl vor allem bei den Tenören feststellen. Verbunden mit inneren Auseinandersetzungen wurde nach Lösungen für dieses Problem gesucht. So kam es im März 1956 zur Gründung des gemischten Chores. Zunächst fiel es vielen aktiven Männern schwer, diese gravierende Veränderung anzunehmen. Zwischenzeitlich ist der gemischte Chor längst zum zentralen Träger der musikalischen Arbeit im Waldhäuser Gesangverein geworden.



Mit der Aufnahme von 28 Sängerinnen in den Verein, gelang es, die Krise zu überwinden. Die Mitgliederzahl erhöhte sich im Jahre 1958 auf 136. Bald übernahmen die Sängerinnen auch ihrerseits Aufgaben im Vereinsausschuss. Heute wäre Vereinsarbeit im Liederkranz ohne die Frauen gar nicht mehr denkbar. Sie prägen mit ihren Ideen vielfach die Gestaltung von Festen und Veranstaltungen, wirken im Vereinsausschuss mit und sind mit Anneliese Welz, Beate Wahl und Elke Wahl zwischenzeitlich ein Teil der Vereinsführung.

1968 wurde Walter Schwarz zum fünften Vorstand in der nun 96-jährigen Vereinsgeschichte gewählt. Er lenkte die Geschicke des Gesangvereins zunächst bis zum Januar 1985 und konnte zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine 33 Jahre dauernde Zugehörigkeit zur Vereinsführung zurückblicken, davon 12 Jahre als Kassier und 17 Jahre als 1. Vorsitzender. Aus gesundheitlichen Gründen übergab er die Vereinsleitung 1985 an Walter Braun und kam 1992 wieder bis zum Ende des Jubiläumsjahres 1997 in dieses Amt zurück. Sängerwerbung, Öffentlichkeitsarbeit und die Integration von Jung und Alt im Verein gehörten zu seinen besonderen Zielen und Aufgabenschwerpunkten in der Vereinsführung. Als Ehrenvorstand nimmt er noch heute, soweit gesundheitlich möglich, an der Weiterentwicklung des Liederkranz Waldhausen Anteil.

Mit einer Festwoche im Rahmen der 4. Waldhäuser Festtage feierte der Liederkranz im Juni 1972 seinen 100. Geburtstag. Glanzvoller Höhepunkt war das Jubiläumskonzert am 17. Juni mit anschließendem Empfang, an dem 150 Gäste teilnahmen. Eine besondere Ehre wurde dem Liederkranz mit der Verleihung der vom Bundespräsidenten Prof. Dr. Theodor Heuss gestifteten Zelter–Plakette zuteil. Die Verleihung der Zelter-Plakette erfolgt gemäß Stiftungsurkunde „als Anerkennung für Chorvereinigungen, die sich in langjährigem Wirken besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes und damit die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben“. Die symbolische Verleihung erfolgte zunächst am 12. März in Karlsruhe. Die feierliche Übergabe an den Verein am 23. Juli 1972 nahm Landrat Dr. Röther am Festabend vor. Umrahmt wurde dieser Festakt im Rahmen des traditionellen Dorfabends der Waldhäuser Festtage von Liedbeiträgen aller Chöre des Vereins und vom Auftritt der Chorvereinigung Bruno May mit nahezu 200 Sängerinnen und Sängern.


Von 1985 bis 1992 war Walter Braun 1. Vorsitzender des Gesangvereins. Sein ganzes Leben war geprägt von der Arbeit im Liederkranz, von der Freude an der Musik und dem Chorgesang. Viele gute und erfolgreiche Jahre der Waldhäuser Festtage sind ohne seine maßgebende Mitwirkung im Festausschuss nicht denkbar. 1956 trat er offiziell in den Verein ein, nachdem er bereits als 7-jähriger Bub seinen Vater bei verschiedenen Anlässen begleitet hatte. Zunächst war er Vereinsdiener, dann mit ganzem Herzen Jugendreferent, später Vertreter der aktiven Männer im Vereinsausschuss und ab 1971 zunächst zweiter Vorstand. Einer der Grundsätze von Walter Braun war es, dem Nachwuchs im Verein jenen Spielraum zu lassen, den die jungen Vereinsmitglieder zur Entwicklung eigener Ideen benötigten. Eine gute, offene Zusammenarbeit mit den anderen Vereinen am Ort war ihm ebenso selbstverständliches Anliegen wie die langjährige Sängerfreundschaft mit Germania Waldhausen/Lahn und die Kontakte zum Liederkranz Börtlingen. Er verstarb im Juni 2001 und wird für immer einen ehrenvollen Platz in der Vereinsgeschichte, im Herzen und im Gedächtnis der Mitglieder haben.

Uta Scheirle, bis dahin bereits seit mehreren Jahren Chorleiterin des Jungen Chores, übernahm 1986 auch die Dirigentschaft des gemischten Chores und erweiterte in den darauf folgenden Jahren konsequent das Repertoire des Chores. Während zuvor häufig Operettenmelodien im Zentrum von Konzertgestaltungen standen, erarbeitete Uta Scheirle ab 1986 Brahms-Lieder und erweiterte das Spektrum des Chores auch mit schwierig zu intonierenden Liedern von Fanny Hänsel-Mendelssohn. Nach ihr übernahmen jeweils nur für kürzere Zeiträume Heidrun Speck, Cornelia Schultes-Wörner, Friedemann Beck, Joachim Scheufele und Michael Blessing die Chorleitung des Erwachsenenchores. 



Von 2003 bis Mitte 2004 leitete die Vizedirigentin und zweite Vorsitzende Edeltraud Schurr die wöchentlichen Probenstunden. Sie legte neben der Festigung bereits erlernter Chorliteratur aus dem umfangreichen Repertoire des Chores ihren Schwerpunkt auf das Erlernen von Liedstücken, die bei den verschiedenen Anlässen rund ums Jahr Verwendung finden können.

Seit 1998 – mit einer nur eine Wahlperiode dauernden Unterbrechung, in der Norbert Hartmann die Verantwortung trug, ist Anneliese Welz als Vereinsvorsitzende für die Geschicke des Gesangvereins verantwortlich. Zuvor war sie Schriftführerin und 2. Vorsitzende und damit bestens mit den Aufgaben einer Vereinsleitung vertraut. Ihr offener Führungsstil mit Einbeziehung der anderen Gremiumsmitglieder in Vereinsleitung und Beirat hat zu weitgehend stabilen Verhältnissen im Verein geführt. Die 2010 verabschiedete, neue Vereinssatzung hat durch das 4-köpfige Leitungsgremium zu einer verbreiterten Basis geführt und garantiert die Fortsetzung der Arbeit auch bei Ausfall eines der Verantwortlichen.

Mit Gabriele Hermann fand sich dann im Juli 2004 eine vielseitig musikalisch tätige Chorleiterin Sie war 15 Jahre lang bis 2019 für die wöchentliche Probenarbeit verantwortlich. Sie fügte dem Repertoire des Chores Gospels, Spirituals, moderne Chorliteratur und Lieder in englisch, lateinisch, russisch und in anderen Sprachen hinzu. Ihr besonderer Schwerpunkt war die Verfeinerung des Gesangsstils und der chorischen Darbietung. Die im zweijährigen Rhythmus veranstalteten Adventskonzerte in der Martin-Luther-Kirche Waldhausen bildeten in der Chorarbeit einen besonderen Schwerpunkt. Außerdem ermöglichte sie dem gemischten Chor durch ihre weitere Chorleitertätigkeit in Mutlangen eine ganz besondere Gemeinschaftsaktion unter Sängerinnen und Sängern. Diese führte zu gemeinsamen Konzerten und gipfelte schließlich in der dreimaligen Aufführung der modernen „Gospel Mass“ von Jacob de Haan in verschiedenen Kirchen und mit unterschiedlicher Begleitung.

Seit Anfang 2020 zeichnet ihre Nachfolgerin Susanne Druschel als Chorleiterin für den gemischten Chor verantwortlich. Der Chor hat sich gleich zu Beginn des Jahres 2020 den Namen „QuerBeet“ als Ausdruck für ein vielfältiges Repertoire gegeben. Leider war der gemeinsame Neuanfang von Chorleiterin und Chor durch die Corona-Pandemie geprägt. Alle Aktivitäten kamen fast unmittelbar zum Erliegen und erst seit Juli 2021 ist wieder an regelmäßige Probentermine zu denken.

Gemeinsam blicken wir nun zuversichtlich und mit Vorfreude auf das Vereinsjubiläum 2022. Die Veranstaltungseckpunkte sind gesetzt und warten darauf, aktiv angegangen zu werden. Trotz aller pandemiebedingten Ängste und Verunsicherungen machen wir unter dem Motto „Singen im Chor macht Spaß“ weiter.