Jubiläumskonzert der Extraklasse - 150 Jahre
Jubiläumskonzert der Extra-Klasse - Liederkranz Waldhausen feiert seinen besonderen Geburtstag mit einem Festabend Ein Jubiläumskonzert zum 150. Geburtstag des Waldhäuser Gesangvereins, wie es schöner nicht sein kann, wurde zum fulminanten, krönenden Abschluß eines ereignisreichen Jubiläumsjahres.
Mit begeistertem Publikum im vollbesetzten Saal des evangelischen Gemeindehauses, zielstrebig vorbereiteten und auf den Punkt präsenten Sängerinnen und Sängern. Mit einem abwechslungsreichen Programm, das die gesamte Bandbreite von Chormusik über Madrigale, African’s, hintergründig humorvollen Männerchor-Stücken und bis hin zu moderner Popmusik aufzeigte.
In ihrer Begrüßung erinnerte Vereinsvorsitzende Anneliese Welz an verschiedene Stationen der langen Vereinsgeschichte des Gesangvereins, an Höhepunkte und unerwartete Tiefschläge. So war es alles andere als selbstverständlich, dass sich der Liederkranz nach den beiden Weltkriegen jeweils sehr schnell im Männerchor wieder zusammenfinden konnte.
Die lange Männerchortradition führte 1956 zu einer Zerreißprobe im Verein. Nicht für alle Sänger und Vereinsmitglieder war die Gründung eines gemischten Chores akzeptabel und so kam es zu Vereinsaustritten bis hinein in die Vorstandschaft, die diese grundsätzliche Veränderung nicht mittragen konnte oder wollte. Heute ist die gesanglich-musikalische Arbeit ohne den gemischten Chor „QuerBeet“ überhaupt nicht denkbar. Die Männerchortradition fand letztlich im 2001 gegründeten Lorcher Männerchor, der aus Mitgliedern aller drei Gesangvereine der Gesamtstadt Lorch besteht, ihren festen Platz. Auch die Grußworte von Bürgermeisterin Marita Funk, dem Ortsverbandsvorsitzenden Heiko Cammerer und Hans-Albert Schur, dem Präsidenten des Chorverbandes Friedrich Silcher nahmen Bezug zur langen Geschichte und stellten gleichzeitig die Bedeutung von persönlichem Engagement für Verein und Allgemeinwohl in den Mittelpunkt.
Nach dem fröhlichen Auftakt „Heute ist ein herrlicher Tag“ widmete „QuerBeet“ den ersten Liedblock zunächst der klassischen Chorliteratur. Drei Madrigale aus der Zeit der Renaissance vermittelten einen bleibenden Eindruck vom eher herkömmlichen Liedgut gemischter Chöre. Während „An hellen Tagen“ von Giovanni Gastoldi und „Drei Dinge fein“ sehr bekannt sind, wird „Frau Musica singt“ nur selten aufgeführt. Dabei hat Martin Luther, mit religiösem Text unterlegt, dieses Madrigal von Melchior Vulpius in seine Schrift „Vorrede auf alle guten Gesangbücher“ aufgenommen und offensichtlich sehr geschätzt. Obwohl gerade dieses Stück mit seiner ungewohnten Textverteilung in den Proben so manches Chormitglied irritierte, gelang die Umsetzung nun zielsicher und mit der angestrebten Leichtigkeit. Die Namensgebung des gemischten Chores erfolgte 2020 von allen Chormitgliedern gemeinsam. Mit dem gewählten Namen soll auf das sehr breit gefächerte Repertoire von Klassik bis Moderne hingewiesen werden, in dem sich Jeder wiederfinden kann.
Der zweite Block des Gastgebers unterstrich diese Vorstellung mit fröhlichen, temperamentvollen African’s. Diese Lieder drücken vor allem Freude und Gemeinsamkeit aus, wobei die ungewohnte Sprache in der Lernphase einen zungenbrecherischen Charakter annehmen kann. Unterstützt mit rhythmischer Bewegung, Klatschen, Trommel, Tamburin und Klangholz zeigte sich der Chor von seiner besten Seite und interpretierte die drei Stücke mit Hingabe und Begeisterung. Kein Wunder, dass die Zuhörer spätestens jetzt mitgingen und das schwungvolle „Banaha“ aus dem Süden des Kongo am Programmende als Zugabe ein zweites Mal zu hören bekamen.
Ganz im Gegensatz zur Tradition, hatte der Lorcher Männerchor für seine Mitwirkung in zwei Gesangsblöcken keine Silcher-Chöre vorbereitet. Stattdessen kamen fröhliche Trinklieder und sogenannte „Lomba-Liedle“ zur Aufführung. Das Arrangement der mit viel Augenzwinkern betexteten und gestalteten Lieder stammt überwiegend aus der Feder des Chorleiters Tillmann Klenk und erfreut sich bei den Auftritten großer Beliebtheit. Letztlich ist ein „Lomb“ aber kein böser Mensch, sondern kennzeichnet sich durch Bauernschläue und als ein Beobachter mit spezieller Sicht auf das Alltagsleben, auf Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen. Diese Vorstellungen spiegelten sich insbesondere in den Stücken „Warmes Wasser“, „Als Jüngling in den reifen Jahren“ und vor allem in „Ond sonst no was“, dem das Publikum mit lachenden Gesichtern zuhörte.
Im zweiten Programmteil gestaltete der gemischte Chor, begleitet von Mirjam Dilger am Klavier, moderne Popsongs. Ein Teil der Songs war bereits zu früheren Anlässen einstudiert worden, aber im Verlauf der Zeit in der „Versenkung“ verschwunden. „Can you feel the love tonight“ von Sir Elton John und das letzte Liedstück „Hit the road Jack“ kamen neu hinzu. Während es im melancholischen „Scarborough Fair“ um eine unerfüllbare Forderung eines verflossenen Liebhabers geht, beschreibt das sentimentale „Moonlight Shadow“ das tragische Ende einer Beziehung. Alle Songs gefielen dem Publikum (erkennbar auch am leisen Mitformulieren der Texte oder verhaltenem Mitsingen) mit ihrem jeweils gekonnt herausgearbeiteten speziellen Klang. Bei „Hit the road Jack“ konnten sich die Zuhörer dann mit rhythmischem Klatschen beteiligen. Die reppartigen Textpassagen waren in den vorbereitenden Proben lange Zeit ein Stolperstein und gelangen den Sängerinnen und Sängern nun problemlos.
Schon im ersten Programmteil konnten Hans-Albert Schur und Sascha Wahl (2. Vorsitzender des Liederkranz) zwei Ehrungen für langjährige Sängerinnen aus dem gemischten Chor vornehmen.
Anneliese Welz, seit mehr als 20 Jahren Vereinsvorsitzende, kam 1986 in Verein und Chor. Sie konnte die Ehrung für 40 Jahre Singetätigkeit des Schwäbischen Chorverbandes mit Urkunde und Brosche entgegennehmen. Beate Wahl war schon als Kind im damaligen Kinderchor unter Leitung von Hilde Dollmaier aktiv und kam schon bald danach in den gemischten Chor. Sie hat seit langer Zeit die wichtige Aufgabe der Vereinskassierin inne und erhielt die Ehrung des Deutschen Chorverbandes für 50 Jahre aktive Singetätigkeit.Beide Sängerinnen gehören zum Sopran und bringen sich mit ihren Ehrenämtern vielfach in die organisatorische Vereinsarbeit ein.

Ein absolutes Novum in der Geschichte der beteiligten Chöre war dann der gemeinsame Auftritt zum Konzertabschluß mit neu erlernten Abendliedern. Während „Neigen sich die Stunden“ von Lorenz Maierhöfer mit Klavierbegleitung ohne Publikumsbeteiligung erklang, forderte Susanne Druschel, Chorleiterin von „QuerBeet“ die Zuhörer nicht zum ersten Mal an diesem Abend zum Mitmachen auf und studierte mit ihnen kurzerhand einen Abschnitt des Kanon „Abendlied“ von Christoph Hiller ein. Susanne Druschel ist seit 2020 verantwortlich für die chorische Arbeit im Liederkranz, nachdem sie schon im Jahr zuvor die erkrankte Chorleiterin Gabriele Hermann vertreten hatte. Aufgrund der langen coronabedingten Zwangspause konnte sie erst jetzt ihre Vorstellungen von Gestaltung und Chorsingen in den intensiven Vorbereitungen auf das Jubiläumskonzert und bei den anderen Auftritten des Chores im Jubiläumsjahr verwirklichen und hat dabei stets die volle Unterstützung der Chormitglieder. Mit der gemeinsamen Gestaltung des Kanon endete ein außergewöhnlicher, besonderer Konzertabend, der allen Beteiligten und den so zahlreich anwesenden Besuchern noch lange in guter Erinnerung bleiben wird.